Antworten zu medizinischen Fragen und Tipps zu wichtigen Aspekten der Pflege:
Dies hängt zum einen stark von der körperlichen Verfassung der Sterbewilligen ab. Bei konsequentem Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit sterben fast drei Viertel der Menschen innerhalb von 16 Tagen (Chabot / Walther). Wer schwer krank ist, stirbt unter Umständen sogar in noch kürzerer Zeit, und es ist dann kaum zu entscheiden, ob die Ursache für den Tod nicht doch die vorhandene Erkrankung war. Zum anderen verlängert sich die Dauer, wenn die Flüssigkeitsaufnahme kaum eingeschränkt oder sogar normal fortgesetzt wird.
Diese Behauptung ist zu wenig differenziert. Es kommt zum einen auf die örtliche Situation an: Ist es heiss oder kalt, feucht oder trocken? Zum andern ist aber auch die physische Situation des einzelnen Menschen sehr wichtig: Ist er alt oder jung, gesund oder krank? Ältere Menschen, die hierzulande in normaler Umgebung konsequent auf Flüssigkeit (und auf Nahrung) verzichten, sterben eher selten schon nach wenigen Tagen.
Gesunde Menschen, die lediglich auf Nahrung verzichten, können relativ lange, öfters sogar mehrere Wochen überleben, wenn sie weiterhin normale Mengen an Flüssigkeit zu sich nehmen. Für schwer kranke und geschwächte ältere Menschen lässt es sich schwer abschätzen, wie lange es dauern wird, bis sie sterben. Wer sich konsequent für das Sterbefasten entschliesst, wird in der Regel nicht mehr als etwa 50 ml Flüssigkeit pro Tag zu sich nehmen (was schon für die Mundbefeuchtung nötig sein kann). Nimmt man mehr Flüssigkeit zu sich, so verlängert sich die Zeit des Sterbefastens. Dies kann für den Sterbenden angenehm sein, aber es bedeutet unter Umständen eine grössere zeitliche und emotionale Belastung für die Angehörigen und Pflegenden.
Flüssigkeitseinlagerungen im Körper können ganz verschiedene Ursachen haben: Zum Beispiel kann eine massive Herzschwäche zur Wasseransammlung in den Beinen oder der Lunge führen oder bei manchen Tumoren kann es zu Flüssigkeitsausscheidungen in Bauch- oder Brusthöhle kommen (= Ascites beziehungsweise Pleuraerguss). Das Sterbefasten kann aber auch in solchen Fällen durchgeführt werden. Grössere Wassereinlagerungen können jedoch die Sterbezeit verlängern, weil der Körper von diesem Wasser zehren kann. Der Arzt wird gegebenenfalls entscheiden, ob und mit welchen Massnahmen eine Entwässerung möglich und angebracht ist.
Dazu gibt es wenig Erfahrung, und Antworten können daher nur vorläufigen Charakter haben. In Fällen, wo das Sterbefasten nach drei bis vier Tagen abgebrochen wurde, wurden keine Folgeschäden berichtet. Wichtig ist, wie lange und wie konsequent jemand auf das Trinken verzichtet hat, ehe er das Sterbefasten abbricht. Je später der Abbruch, desto eher muss damit gerechnet werden, dass beispielsweise die Nieren und die Leber für immer geschädigt bleiben. Oft liest man, dass man nach fünf Tagen konsequenten Flüssigkeitsverzichts noch keine Dauerschäden zu befürchten habe. Allerdings ist zu vermuten, dass bei manchen Vorerkrankungen die Gefahr, sich zu schädigen, grösser ist; ebenso wohl auch, je älter man ist.
Das Sterbefasten findet am besten zu Hause oder in einer Pflegeeinrichtung in der gewohnten Umgebung statt. Die sorgfältige Betreuung durch die Angehörigen, durch Pflegekräfte und beispielsweise den Hausarzt stellt sicher, dass das Sterbefasten ohne Komplikationen verläuft. Für das Sterbefasten muss man sich nicht von einer Pflegeeinrichtung aufnehmen lassen. In der Regel sind aber in der Schweiz verschiedene Spitex-Organisationen bereit, Menschen zu Hause zu pflegen, die mit FVNF sterben möchten. Für Deutschland und Österreich gibt es seitens der Palliativ-Organisationen Empfehlungen, beim FVNF ärztliche und pflegerische Hilfe anzubieten. Letztere bekommt man wohl am ehesten, wenn man Pflegefachpersonen, die einen bereits kennen, darauf hin anspricht, ob sie einem bei einem geplanten Sterbefasten beistehen würden (was dann aber aus eigener Tasche zu bezahlen wäre).
In der Schweiz (und vielleicht auch in Deutschland und Österreich) sind viele, wenn auch nicht alle Pflegeheime bereit, einen Menschen, der bereits in einem Heim lebt und durch Sterbefasten selbstbestimmt sterben will, dabei zu unterstützen. Es gibt jedoch Pflegeheime, die das Sterbefasten ablehnen, weil sie nicht das Gerücht entstehen lassen wollen, sie liessen Patienten verhungern und verdursten. Eine offene Information zwischen Pflegeheim, Pflegenden und Angehörigen hilft mit, diesen falschen Eindruck zu verhindern. Auch die Spitäler stehen in der Regel dem Sterbefasten offen gegenüber: Es ist das Recht des urteilsfähiger Patienten, die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme zu verweigern.
Prinzipiell nehmen Hospize in allen drei deutschsprachigen Ländern keine Patienten auf, die nicht todkrank sind. Für Deutschland beispielsweise ist die Aufnahme in ein stationäres Hospiz im Sozialgesetzbuch in diesem Sinne geregelt. Auch Pflegeheime nehmen in der Regel keine Menschen auf, die erklären, sie möchten nun ihr Leben durch Sterbefasten beenden.
Beruflich Pflegende sind jedoch nicht selten bereit, Menschen zu betreuen, die zu Hause mit Sterbefasten begonnen haben. Wenn später (also während eines Sterbefastens) von einem Arzt, einer Ärztin eine Verlagerung in eine Pflegeinstitution empfohlen oder angeordnet wird, kann dem Sterbenden der Eintritt kaum verweigert werden. Auch manche Hospize sind bereit, jemand aufzunehmen, der schon vor einer Weile mit dem Sterbefasten begonnen hat und nun als Sterbender eingestuft wird.
Wenn dem Tode schon nahe Menschen, etwa schwer an Krebs Erkrankte, ihr Leben durch Sterbefasten beenden möchten, werden sie mit der Bitte um Unterstützung wohl recht häufig auf offene Ohren treffen. Der Sterbewunsch kann aber auch aus dem Bewusstsein einer «Lebenssattheit» entstehen oder beispielsweise die Antwort auf die Diagnose «Demenzerkrankung» sein, und dann könnte das Leben noch Monate, gegebenenfalls Jahre weitergehen. In solch einem Fall eine Entscheidung zum Sterbefasten mitzutragen, kann Angehörige und Pflegende manchmal an die Grenzen ihrer eigenen Werte und Vorstellungen zu Leben und Sterben führen. Die Suche nach Unterstützern kann dann unter Umständen sehr lange dauern. Ein vom Sterbewilligen bevollmächtigter Beistand kann die Suche erleichtern. Bei schier auswegloser Situation könnte es sich jedoch anbieten, sich für professionelle Suizidhilfe zu entscheiden.
Davon ist dringend abzuraten. Anfangs kommt man noch alleine zurecht, aber später wird man zu schwach sein, um die nötige Körper-, vor allem Mundpflege selber zu machen. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass man dann beim Sterben sehr zu leiden hat. Auf jeden Fall braucht man Hilfe von Angehörigen, nahestehenden Menschen aus dem Freundeskreis oder von Pflegepersonal. Es ist zudem ratsam, von vornherein einen Arzt (in der Regel den Hausarzt oder einen Palliativmediziner) miteinzubeziehen, der die medizinische Seite der nötigen Pflege oder Palliative Care betreut.
In den letzten Stunden - häufig schon in den letzten zwei bis vier Tagen - ist man meist sehr schläfrig. Der Tod tritt in der Regel vollkommen friedlich ein (Herzstillstand im Schlaf). Auch deshalb wird Sterbefasten als eine humane Form des Sterbens bewertet, obwohl es für manche zeitweise, insbesondere wegen Durstproblemen, nicht einfach ist
Das FAQ-Dokument Sterbefasten erstellten Christian Walther und Peter Kaufmann exklusiv für die Stiftung palliacura.
©-Right: Stiftung palliacura, Pontresina, 2025