Persönlichkeit: Recht energisch; sie war sehr umtriebig und in der Gemeinde aktiv. «Sie gab mehr, als sie erhielt», urteilte einer ihrer Söhne, und sie unterstützte schon in früheren Jahren das Prinzip des ärztlich assistierten Suizids.
Vorgeschichte: Schon längere Zeit altersschwach und fast blind. Dann kam hinzu: wiederholt Verwirrtheit, Erregungszustände und «seltsames Verhalten», was Zeichen einer beginnenden Demenz sein können.
Motivation: Die Familie hatte ihr schon vor längerer Zeit versprechen müssen – vor allem falls sie dement werden würde –, dass man sie davor bewahren werde, einem längeren Verfall, womöglich in einem Pflegeheim, ausgesetzt zu werden.
Grund für die Wahl des Sterbefastens: Schon lange vor ihrem 80. Lebensjahr hatte sie in einer Patientenverfügung bestimmt, dass der Arzt gegebenenfalls berechtigt sei, die Versorgung mit Nahrung und Flüssigkeit einzustellen und sie auf diese Weise sterben zu lassen [Anmerkung1). Allerdings wäre es ihr lieber gewesen, der Arzt würde ihr eines Tages eine tödliche Spritze geben, doch war ihr klar, dass er dies nicht durfte.
Entscheidungsfindung: Die Familie erfüllte ihre verabredete Verpflichtung gegenüber der Mutter, indem sie diese darauf hinwies, dass sie nun vielleicht dement werde. Hierauf erwiderte die Mutter, dass es für diesen Fall ja eine Absprache gebe. Man verfiel zunächst auf die Idee, sie durch Einatmen von Helium sterben zu lassen, gab dieses Vorhaben aber wieder auf, da dies als verbotene Suizidhilfe geahndet werden könnte. So einigte man sich einige Zeit später auf das Sterbefasten.
Schwierigkeiten: Es gab in den ersten fünf Tagen gelegentliche Durstbeschwerden, die sie aber als nicht so schlimm bewertete.
Pflegerische Unterstützung: Wahrscheinlich sehr kompetent; es wurde ein Hospizhelfer-Team vor dem Sterbefasten konsultiert, und ausgebildete Krankenpflegerinnen unterstützten die Familie bei der Pflege.
Ärztliche Unterstützung: Der Arzt hatte Verständnis für die Entscheidung zum Sterbefasten und verordnete daher eine hospizliche Unterstützung.
Dauer: 11 Tage
Tod: Die Patientin fiel am achten Tag in ein Koma und starb drei Tage später friedlich.
Bewertung seitens der Sterbenden: Sie sah in diesen letzten Lebenstagen offenbar eine gute Zeit, genoss das Abschiednehmen und ordnete noch einige Dinge.
Sicht der Angehörigen im Rückblick: Einer der Söhne formulierte es so: «Die letzte Woche ihres Lebens hatte eine Heiterkeit und Tiefe, die jeden berührte.»
Anmerkungen:
1) Ob dies im Falle einer Demenz auch hätte umgesetzt werden dürfen, ist eine juristisch offene Frage – in USA wie auch in Mitteleuropa.
2) Einer der drei Söhne wurde durch diese Erfahrung veranlasst, zwei Bücher zu verfassen: «Cheat the Nursing Home» und «Life, Death and Iguanas» (in letzterem beschreibt er vor allem die Persönlichkeit seiner Mutter).
Quelle: Medical Futility Blog.