Sterbefasten- Informationen zu FVNF 
            Sterbefasten- Informationen zu FVNF 
            Sterbefasten- Informationen zu FVNF
Sabine mehne 1 w640

Statt Weiterleiden eine Entscheidung zum Sterben

Spätfolgen einer langwierigen Krebstherapie und einer Knochenmarktransplantation machen Sabine Mehne den Alltag zur Qual. Sie bereitet sich nach über 25 Jahren Leiden darauf vor, ihr Leben mit Sterbefasten zu beenden. Darüber schreibt sie ihrem Buch «Ich sterbe, wie ich will»*.

Sie sei eine «Langzeitüberlebende nach Knochenmarktransplantation» schrieb die 60-jährige, in Darmstadt lebende Sabine Mehne im Juni 2017 in ihr Tagebuch. 22 Jahre zuvor hatte die berufstätige Physio- und Familientherapeutin ihre unerklärlichen Bauchschmerzen nur noch mit Morphium und künstlicher Ernährung ausgehalten. Nach längeren Abklärungen stand die ärztliche Diagnose fest: Sabine war an einer sehr seltenen akuten Leukämie erkrankt, einem anaplastischen hochmalignen T-Zell-Lymphom. Nach fünf Zyklen einer aggressiven Chemotherapie und einer anschliessenden Knochenmarktransplantation galt sie als geheilt. Während ihres Aufenthaltes in einem Isolationsraum des Krankenhauses erlebte sie eine Nahtoderfahrung. Bis heute aber ist Sabine Mehne chronisch schwer krank: Die schlimmen und schmerzhaften Spätfolgen ihrer Krebsbehandlung bekommt kein Arzt in den Griff.

Bücher und Vorträge

Ihre Erlebnisse während ihrer Erkrankung und der Therapien machten Sabine Mehne zur Schriftstellerin und Bestsellerautorin. In mehreren Sachbüchern, Romanen, Gedichten und Theaterstücken, ja sogar in einem Kabarettabend verarbeitete sie in klugen Reflektionen und mit einem guten Gespür für Humor ihre schwierige Lebenssituation. 2004 war sie Mitbegründerin des Netzwerks Nahtoderfahrung e.V. und war dort lange Jahre als Vorstandsmitglied tätig. Gemeinsam mit einem Kardiologen hielt sie im ganzen deutschsprachigen Raum zahlreiche Vorträge zum Thema Nahtoderfahrung. Sie trat in zahlreichen Fernsehsendungen auf und war Mittelpunkt mehrerer Dokumentarfilme. 2019 entschloss sie sich aufgrund ihrer zunehmend schwierigeren Lebenssituation zu einem «Rückzug in die Stille», wie sie es selbst nennt. Ihre Entscheidung ist konsequent: Die Möglichkeiten der modernen Hochleistungsmedizin möchte sie auf keinen Fall ein weiteres Mal in Anspruch nehmen. Ihrem Tagebuch hat sie schon zuvor anvertraut, sie wolle «einmal leben ohne Laborwerte und Anstrengung, ohne Diät und Medikamente, ohne Verpflichtungen und Strahlkraft für andere».

Entschluss zum Sterbefasten

In Gesprächen mit ihrer Familie und den Kindern, mit andern Angehörigen und dem Freundeskreis verrät sie nach und nach, wie sie ihr Leben selbstbestimmt und ohne weitere Qualen beenden möchte: Sie hat sich für das Sterbefasten entschieden. Weil sie in ihrem Leben alle grossen Probleme immer gründlich angepackt hat, informierte sie sich umfassend – unter anderem auch auf der von palliacura betriebenen Webseite sterbefasten.org. Und weil sie immer noch Schriftstellerin ist, schrieb sie auch das im Herbst 2019 erschienene Buch über ihre Entscheidung. Sie vermittelt darin in ungeschminkter Offenheit viele Tipps und Anregungen für alle Menschen, «die sich für das Thema interessieren oder diese Option für sich selbst in Betracht ziehen». Sie habe keine Angst vor dem Tod, schreibt sie, und: «Ich habe alles gelebt, was es für mich zu leben gab. Alles was jetzt noch ansteht, empfinde ich als Bürde, die ich noch abzuarbeiten habe.» Ihr bevorstehendes Sterbefasten, den freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit, sieht sie wie eine Reise, auf die man sich intensiv vorbereitet. Anders gesagt: Ihr Buch ist gewissermassen eine umfangreiche, über 200 Seiten starke «To-do-List», die sie Punkt für Punkt erfüllen will.

PETER KAUFMANN

Erschienen Januar 2020 im EXIT-Info.


Buch:
*Sabine Mehne «Ich sterbe, wie ich will. Meine Entscheidung zum Sterbefasten.», 2019, Ernst Reinhardt Verlag München